Fluchst du? Dann bist du wahrscheinlich ehrlicher, ein besserer Teamkollege und weniger gestresst – sagt die Wissenschaft! 😊
„Benutze keine schlechten Worte – das ist unhöflich!“ Wenn du mit dieser Aussage aufgewachsen bist, bist du nicht alleine. Fluchen wurde lange als unhöflich, aggressiv oder sogar vulgär angesehen. Aber was, wenn mehr dahinter steckt als bloß mangelnde Manieren? Was, wenn Fluchen tatsächlich eine bedeutende Rolle dabei spielt, wie wir uns mit anderen verbinden? 🤔
Stell dir das vor: Jemand, den du kennst, benutzt einen bunten Ausdruck im Gespräch – nicht in Wut, einfach spontan. Statt dich beleidigt zu fühlen, fühlst du dich tatsächlich ein wenig wohler in seiner Gegenwart. Kommt dir das bekannt vor? 😊 Laut Forschung kann Fluchen manchmal auf Ehrlichkeit, emotionale Offenheit und sogar Vertrauenswürdigkeit hindeuten. Und das ist noch nicht alles – es kann auch den Teamgeist stärken und emotionalen Schmerz lindern, unter den richtigen Umständen.
In diesem Beitrag untersuchen wir drei faszinierende Studien, die Licht auf die überraschenden sozialen Funktionen von Fluchen werfen. Wir sprechen nicht über Beleidigungen oder beleidigende Schimpftiraden, sondern über das alltägliche Fluchen, das ein natürlicher Bestandteil informeller Kommunikation sein kann. Wenn du dich also jemals schlecht gefühlt hast, weil dir ein starkes Wort herausgerutscht ist – sei nicht zu streng mit dir selbst. Du bist vielleicht einfach… menschlich. 😀
Der Zusammenhang zwischen Fluchen und Ehrlichkeit
Feldman, G., Lian, H., Kosinski, M., & Stillwell, D. (2017): Frankly, We Do Give a Damn: The Relationship Between Profanity and Honesty. Personality and Social Psychology Bulletin. DOI: 10.1177/1948550616681055
In ihrer Studie von 2017 stellten Gilad Feldman (University of Hong Kong), Huiwen Lian (University of Kentucky) sowie Michal Kosinski und David Stillwell (University of Cambridge) eine überraschende Frage: Kann es einen Zusammenhang zwischen Fluchen und Ehrlichkeit geben? Während Schimpfwörter oft mit einem schlechten Wortschatz oder unkontrollierter Wut in Verbindung gebracht werden, was ist, wenn das Gegenteil der Fall ist?
Die Forscher führten drei separate Studien mit Tausenden von Teilnehmern durch, um zu untersuchen, wie die Häufigkeit der Fluchverwendung mit Ehrlichkeit in Verbindung steht – sowohl im persönlichen Verhalten als auch in der Online-Ausdrucksweise.

Das Bild dient nur zu Illustrationszwecken.
Studie 1: Fragebögen und Neigung zu fluchen
In der ersten Studie füllten 276 Teilnehmer einen Persönlichkeitstest und einen Fragebogen zur Verwendung von Schimpfwörtern aus. Die Forscher wollten wissen, ob Menschen, die häufiger fluchen, auch ehrlicher sind. Mithilfe einer standardmäßigen “Lügen-Skala”, um sozial erwünschte, aber unehrliche Antworten zu erkennen, stellte sich heraus, dass häufige Flucher wahrscheinlich weniger insincere Antworten gaben, was auf höhere persönliche Authentizität hinweist.
Studie 2: Analyse der Sprache in sozialen Medien
In der zweiten Studie analysierte das Team die öffentlichen Facebook-Beiträge von 73.000 Benutzern. Viele der Teilnehmer hatten ebenfalls Persönlichkeitstests ausgefüllt. Die Ergebnisse zeigten, dass Benutzer, die öfter Schimpfwörter in ihren Beiträgen verwendeten, auch höhere Punktzahlen in Ehrlichkeits-bezogenen Eigenschaften erzielten – insbesondere Offenheit und geringere Manipulationstendenzen (d.h. niedriger Machiavellismus).
Studie 3: Analyse auf Staatsebene in den USA
Die dritte Studie nahm einen makro-Level-Ansatz ein und verglich die Nutzung von Schimpfworten und Integritätsindikatoren in verschiedenen US-Bundesstaaten. In Regionen, in denen Menschen häufiger fluchten (basierend auf Daten aus sozialen Medien), waren die Korruptionsraten im Allgemeinen niedriger. Obwohl dies nur eine Korrelation ist – kein kausaler Zusammenhang – unterstützte es die Hypothese der Forscher weiter.
Schlussfolgerung: Fluchen könnte ein Zeichen von Ehrlichkeit sein Die Hauptlehre ist, dass Schimpfwörter – insbesondere wenn sie nicht aggressiv und spontan ausgedrückt werden – oft mit größerer Offenheit, Authentizität und Ehrlichkeit korrelieren. Das stellt das Klischee infrage, dass Fluchen ein Zeichen von mangelnder Finesse ist: es könnte stattdessen emotionale Aufrichtigkeit und persönliche Integrität widerspiegeln.
Fluchen und Teamkohäsion am Arbeitsplatz
Daly, N., Holmes, J., Newton, J., & Stubbe, M. (2004): Fluchen bei der Arbeit und permissive Führungskultur: Wenn Antisoziales sozial wird und Unhöflichkeit akzeptabel ist. Link auf ResearchGate
In dieser Studie aus dem Jahr 2004 erforschten die Forscher Nick Daly, Janet Holmes, Jonathan Newton und Maria Stubbe von der Victoria University of Wellington eine unkonventionelle Frage: Kann Fluchen tatsächlich helfen, stärkere Teams bei der Arbeit aufzubauen? Die Studie war Teil des Language in the Workplace Project, das reale Arbeitsplatzinteraktionen sowohl aus sprachlicher als auch aus sozialer Perspektive analysierte.
Traditionell wird Fluchen als störend, aggressiv oder einfach unprofessionell angesehen. Aber Daly und seine Kollegen fanden heraus, dass im richtigen Kontext und Tonfall Fluchen tatsächlich Gruppenbindungen stärken und Stress reduzieren kann – insbesondere in von Männern dominierten Umgebungen.

Das Bild dient nur zu Illustrationszwecken.
Beobachtung realer Arbeitsplatzinteraktionen
Das Team zeichnete über 400 Stunden von Arbeitsplatzgesprächen in verschiedenen Organisationen auf, darunter private Unternehmen und öffentliche Einrichtungen. Diese umfassten informelle Gespräche, Besprechungen und tägliche Austausche. Einer der wichtigsten Erkenntnisse war, dass Schimpfwörter – wenn sie nicht zur Beleidigung, Einschüchterung oder Herabwürdigung anderer verwendet wurden – oft dazu dienten, Spannungen zu lindern, Kameradschaft zu fördern und sogar Humor in die Arbeitsumgebung zu bringen.
Die Rolle der permissiven Führung
In Arbeitsplätzen, in denen die Führung einen entspannteren und informellen Stil bevorzugte, wurde das Fluchen viel eher als Teil der Kommunikationskultur akzeptiert. In diesen Umgebungen fungierte das Fluchen als eine Art gemeinsamer Code, der Inklusion und Solidarität signalisierte. Die Autoren nannten diese Dynamik eine „permissive Führungskultur“, wobei offensichtlich antisoziale Handlungen tatsächlich eine prosoziale Funktion erfüllen.
Die Grenze zwischen hilfreich und schädlich
Die Studie betont auch, dass der Kontext entscheidend ist. Fluchen hatte nur eine positive Wirkung an Arbeitsplätzen, an denen Informalität und gegenseitiger Respekt bereits zur Kultur gehörten. In eher hierarchischen oder formellen Umgebungen oder dort, wo Machtverhältnisse missbraucht wurden, konnte Fluchen dennoch entfremden oder Beziehungen schädigen.
Schlussfolgerung: Fluchen als die Sprache des Teamgeistes Die Studie legt nahe, dass Fluchen – wenn es kulturell eingebettet, gegenseitig akzeptiert und nicht schädigend ist – als eine Art sozialer Kleber am Arbeitsplatz wirken kann. In Teams, die Direktheit und Offenheit schätzen, ist bunte Sprache nicht zwangsläufig destruktiv – sie kann tatsächlich helfen, Vertrauen aufzubauen, die Moral zu stärken und die Gruppenidentität zu bestätigen.
Fluchen und Linderung sozialer Schmerzen
Philipp, M. C., & Lombardo, L. D. (2017): Verletzte Gefühle? Fluche! Die Rollen von Schimpfwörtern und Geschlecht beim emotionalen Bewältigen. The Journal of Social Psychology. APA PsycNet link
In ihrer Studie von 2017 untersuchten die Psychologen Mark C. Philipp und Laura D. Lombardo, ob Fluchen helfen könnte, emotionalen Stress durch soziale Ablehnung zu lindern. Während frühere Studien bereits gezeigt hatten, dass Schimpfwörter die Schmerztoleranz erhöhen können (z. B. bei kalten Druckversuchen), konzentrierte sich diese Forschung auf eine andere Art von Schmerz: von anderen ausgeschlossen zu werden.

Das Bild dient nur zu Illustrationszwecken.
Simulation sozialer Ablehnung
Teilnehmer (N = 123) wurden in ein Laborszenario versetzt, in dem sie glaubten, sie würden vorsätzlich von einer Gruppenaktivität ausgeschlossen. Nach diesem emotional schmerzhaften Erlebnis wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe wurde angewiesen, zwei Minuten lang häufig zu fluchen, während die Kontrollgruppe neutrale Wörter wiederholte.
Messung von emotionalem und körperlichem Stress
Die Forscher beurteilten sowohl selbstberichteten emotionalen Schmerz als auch physiologische Stressreaktionen (z. B. Herzfrequenz, Hautleitwert). Diejenigen, die fluchen durften, berichteten über signifikant niedrigere Ebenen des emotionalen Schmerzes und Stresses im Vergleich zur Gruppe mit neutralen Wörtern. Interessanterweise war der Effekt am stärksten bei Teilnehmern, die im Alltag seltener fluchten, was auf eine Art psychologischen „Freisetzungseffekt“ hindeutet.
Geschlechterunterschiede
Die Studie untersuchte auch geschlechtsbezogene Trends und stellte fest, dass Frauen in diesem emotionalen Kontext stärker vom Fluchen profitierten. Die Autoren vermuten, dass, da Fluchen für Frauen oft weniger gesellschaftlich akzeptiert ist, dessen Nutzung in Momenten der Not einen stärkeren emotionalen Freiraum bieten könnte.
Schlussfolgerung: Fluchen als emotionale Selbstverteidigung Diese Forschung zeigt, dass Schimpfwörter mehr als nur emotionale Ausbrüche sein können – sie können als bewusste Bewältigungsstrategie im Angesicht sozialer Schmerzen dienen. Wenn sie spontan und angemessen verwendet werden, können Schimpfwörter als psychologisches Sicherheitsventil dienen, insbesondere während Erfahrungen von Ablehnung, Demütigung oder Verlegenheit.
Aus tiefstem Herzen fluchen, nicht nur aus dem Mund
Also, wenn dir das nächste Mal ein starkes Wort raus rutscht, bedecke nicht sofort deinen Mund. Vielleicht bist du einfach ehrlich. Vielleicht verbindest du dich mit jemandem. Oder vielleicht gehst du diese feine emotionale Linie zwischen „kein Kommentar“ und „wenn ich das nicht rauslasse, explodiere ich“ entlang. 😀
Die Wissenschaft sagt: manchmal sind die schmutzigsten Wörter die ehrlichsten. Du musst nicht jeden Satz mit einem Fluchwort beenden, aber wenn hier und da eins durchrutscht? Das ist kein Versagen – das ist Menschlichkeit. Und mal ehrlich: Ein gut platziertes Schimpfwort kann manchmal lauter sprechen als eine sechsseitige PowerPoint.
Aus sprachlicher Sicht: Es ist nicht das Wort selbst, sondern wie, wann und warum du es sagst. Und manchmal ist ein Schimpfwort einfach der Weg deines Gehirns zu rufen: „Hey, ich bin hier, und ich meine es ernst.“ 😊